Reflexionen Über Die Ursprungskraft



Reflexionen über die
Ursprungskraft .
"Die gesunde Ursprungskraft wieder finden“ – in der Akupunktur beim Individuum und in der Gesellschaft/Politik im Ganzen – durch das Setzten von richtigen, gesunden Impulsen.
Akupunktur, Qi Jing Ba Mai - Umgang mit tiefverwurzelten Pathologien.
Über Depressionen, Ängste – und deren Akupunkturbehandlung, als Weg zum Wiederherstellen der natürlichen Ordnung.
Die Behandlung über Puls-Qualitäten und Qi Jing Ba Mai (die Acht Außerordentlichen Gefäße).
Über die Verwandtschaft der Politik, Wirtschaft & Gesellschaft mit dem menschlichen Körper – über die Kraft und Sinn der Ursprungsenergie.
- von Marzena Stana, 14. November 2025.
Das menschliche Leben ist endlich. Wir erfahren das immer wieder, mehr oder weniger schmerzlich - durch Verluste, durch Schmerz. Dies generiert Angst. Angst vor etwas, was wir nicht haben bzw. erleben wollen. Wir wollen unser Leben möglichst lange und möglichst schön leben, mit Verwirklichung - oder zumindest mit Verwirklichungschancen - für eigene mehr oder wenigen klaren Visionen, Lebens-Wunsch-Modelle, die in unserem Geist entstehen.
Es gelingt uns aber nicht unbedingt immer, die Visionen zu entwickeln, die in uns die Zugkraft generieren, in Handlung zu gehen, sich auf neue Wege zu begeben, um Neues zu schaffen. Manchmal bleiben wir stecken - vielleicht in einer oder sogar mehreren Sackgassen? Und eigentlich wollen wir da raus. Wie?
Diese Zustände werden in der westlichen Medizin Depressionen genannt - ein sehr weit gefasster Begriff, der viele Facetten der menschlichen Psyche betreffen kann und im Grunde nichts anderes bedeutet, als ein Tief-Tal-Gefühl mit der Ohnmacht, da rauszukommen. In der Chinesischen Medizin versuchen wir darin die Kraft der Fünf Elemente zu entdecken: welche Art Depression ist es? Welches Element ist gerade in Schwäche gefallen, wie sieht es mit anderen Elementen aus, wie sind die Zusammenhänge und das Zusammenspiel der Elemente, wo kann „eine Nadel rein“ - heißt: wo und wie kann ein Impuls gesetzt werden - um die Lage zu ändern? Dominieren z.B. Ängste, die als sehr existenziell empfunden werden - dann sind es Depressionen mit starkem Bezug zum Wasser-Element, wo also Niere-Blase als Organe/Meridiane eine zentrale Rolle spielen. Da muss überlegt werden, wie das Wasser-Element gestärkt werden. Oder sind das eher Ängste mit starkem Bezug zur Kommunikation mit anderen Menschen? Diese holen aus uns heraus das Gefühl der Unzulänglichkeit in Bezug auf Beziehungen zu anderen Menschen. Dann ist das Herz - also das Feuer-Element betroffen. Wie kann das Feuer-Element behandelt werden?!
Die Japaner sagen: „das Feuer sollte nicht behandelt werden“ - sondern die anderen Elemente müssten zuerst in Ordnung gebracht werden, was zur Folge haben müsste, dass sich das Feuer, der Kaiser/die Kaiserin (das Herz) erholt und wieder gut und geborgen fühlt. Für all das - das „Aus-der-Krise-kommen“ - braucht der Patient/die Patientin vor allem Geduld und Kraft, die sie/er aus sich selbst ziehen müsste. Das Holz-Element (die Leber, unser sehr robustes Organ zum
Verarbeiten von Emotionen und zum Initiieren von neuen Prozessen) muss helfen, den Impuls zu setzen, den ersten und die Folgeschritte zu machen. Das heißt, der Ansatz, die Leber – im Sinne der Chinesischen Medizin – zuerst zu behandeln, wäre eigentlich nicht der schlechteste.
Eine passende Akupunktur-Punkt-Kombination ist schwierig zu ermitteln - da i.d.R. sehr individuell. Es gibt zwar Standards (Standard-Punkte-Kombinationen, die gar nicht so schlecht sind, aber besser ist, individuell herauszufinden, wie der Patient/die Patientin in der momentanen Phase am besten behandelt werden kann, damit die Lage verändert wird und eine positive Entwicklung sich wieder einstellen kann.
Meine Art mit Akupunktur zu behandeln ist, sich grundsätzlich an dem Puls zu orientieren. Der Puls zeigt das Individuum direkt. Daher untersuche ich den Einfluss der Punkt-Stimulation (durch Punkt-Massage, Druck, Punkt-Kontakt-Aufnahme) auf den Puls, bevor ich eine Nadel setzte. Verändert sich mit der Einwirkung der Puls zum Besseren? Wird er voller, wo er leer war, breiter, wo er dünn war, stärker, wo er schwach war, weicher, wo er härter/angespannter war, usw. Es gibt in der chinesischen Puls-Lehre 27 Puls-Qualitäten, einige wenige Basis-Qualitäten wurden gerade eben genannt.
Die Chinesische Medizin basiert auf dem einfachen Prinzip: Ordnung wieder herzustellen, d.h. eine Balance: wo zu viel ist - soll es weniger werden, wo zu wenig ist, soll es vermehrt werden: von wo anders - aus einem anderen Element/Meridian oder von außen geholt und in den Körper eingeführt werden (z.B. durch Wärme-Einwirkung, Ruhe- und Geborgenheitsgefühl-Erzeugung, usw.). Dies lässt sich mit Akupunktur-Behandlung in einem entsprechenden Setting gut machen.
Was dazu aus meiner Sicht immer gehören sollte ist als Grundlage eine gute Atmosphäre der Behandlung. Dabei ist es sehr wichtig mit dem Patienten zuerst zu sprechen, ihm/ihr den Raum zu geben, Gedanken zu formulieren/äußern, loszuwerden - und zwar frei vom Druck jeglicher Art, in einer Atmosphäre der Geborgenheit und des Angenommen-Werdens. Mit einem guten Gespräch entsteht diese vor jeder Akupunktur-Behandlung eine sehr gute, hilfreiche Grundlage, die die Meridiane schon im Voraus - durch die geistige Kraft und Beruhigung - öffnet und durchlässig, d.h. funktionsfähig, macht.
Das Prinzip der Ordnung ist ein Grundgedanke in der Betrachtung der Wirkung der Qi-Jing-Ba-Mai (QJBM), also der Acht Außerordentlichen Gefäße in der klassischen Akupunktur. Hier geht es um das Erreichen/Ansprechen der Ursprungsordnungskraft jedes Individuum. Also etwas, was jedem innewohnt und sehr individuell ist. Von Natur aus gehören QJBM zum Element Wasser – das für unsere Grundsubstanz, unsere Bestimmung, unsere Art, unseren genetischen Code steht. Nicht formbar, sondern durch das Aktivieren erst mal vorzeigbar oder sichtbar. Wer es glauben will - der kann’s glauben, wie ich, dass diese Ursprungskraft im Menschen von Natur aus eine gute Kraft ist. „Gut“ im Sinne, die Kraft, die den Menschen zum Positiven (Handeln, Leben) hinbewegt, und zwar im Sinne der Lebenserschaffung und Ermöglichung und nicht Vernichtung. Das ist dann gegeben, wenn ein gutes Gefühl bei dem Individuum entsteht und die Umwelt, also die Mitmenschen und die Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes, nicht darunter leiden. Denn sobald das Letzte passiert, also wenn Leid entsteht, kann eigentlich bei dem Verursacher kein gutes Gefühl dabei entstehen. Im schlimmsten Fall nur scheinbar, vielleicht aus einem falsch verstandenen Gefühl der Gerechtigkeit - nach dem Motto Zahn-um-Zahn, Auge-um-Auge, oder so ähnlich - ohne Bezug zur Barmherzigkeit, zu der Kraft, verzeihen zu können, sondern im Grunde genommen, mehr oder weniger bewusst, gekoppelt an das schlechte Gewissen.
Nun wissen wir alle, dass es „Interessenkonflikte“ gibt: was für den anderen als gut (vorteilhaft) gilt, kann für den anderen Beteiligten vielleicht schlecht sein. Was dann? Dieser Artikel ist nicht der Philosophie des „Gerechtigkeitsgefühl in der Gesellschaftspsychologie“ gewidmet, möchte jedoch mit einem Gedanken etwas zu dieser Frage anregen: im Grunde gibt es immer mindestens einen Weg, der sich für alle Parteien einer Streitfrage als „die gute Lösung“ erarbeiten lässt - solange es nicht in Boshaftigkeit oder psychischer Pathologie wurzelt - wie z.B. der Überfall der Ukraine durch den aktuellen russischen Staat. Hier finden sich leider einige (Politiker:Innen), die ein „aber“ sehen wollen (wie z.B. am 30.10.2025 Sarah Wagenknecht bei Markus Lanz). Erklärungen, warum Russland Ukraine überfallen hat, welche Gründe es gibt, wirtschaftlicher oder politischer Natur, sind nichts anderes als Versuche, den Krieg zu legitimieren, nicht zu lösen.
Im Grunde ist jedoch die
Hauptantwort, oder
die benötigte Grund-Ordnung als Lösung, sehr einfach:
nicht morden, nicht zerstören, sondern zusammenarbeiten oder - im schwierigsten Fall, wenn Zusammenarbeit nicht möglich ist, sich aus dem Weg gehen. Was diesem Prinzip nicht folgt, muss gestoppt, oder wenn es nicht anders geht: militärisch bekämpft werden. Tiefere Analysen der russischen Gesellschaftsgeschichte können gut von Soziologen, Historiker und jetzt leider auch Militär-Experten sein - aber manchmal ist es nötig, sich mehr der oben genannten Quintessenz zu widmen, also: der benötigten Grundordnung, der wohl kaum jemand bei Verstand widersprechen wird.
Die Politik, Wirtschaft, Gesellschaft bilden im Grunde ein Apparat, der dem menschlichen Körper sehr ähnelt: die basieren auf dem Qi-Fluss- also dem Sich-Entwickeln von Prozessen, wo es nicht immer einfach ist, gegen Gewohnheiten, Geschichtliches vorzugehen. Manchmal ist die Geschichte auch sehr lange und damit sehr komplex, von vielen Faktoren abhängig. Nicht ohne Grund haben die „alten Chinesen“ (im weit über 2000 Jahre altem Buch des Gelben Kaisers nachzulesen) den menschlichen Körper mit dem Staatsapparat verglichen: da ist der Kaiser/die Kaiserin - also das Herz - an zentraler Stelle platziert, geschützt durch einen komplexen Apparat der Regierung und Beamten, die die Sicherheit des Staates garantieren sollen. Im Grunde genommen ist diese Struktur eine gute, schützende Struktur („Metall“-Element, Lunge & Dickdarm Organe/Meridiane, die für die Abwehrkraft im hohen Masse zuständig sind und Bewegungen steuern). Opposition - oder sogar Rebellion - ergibt sich aus dem Körper heraus, wenn es diesem schlecht geht, z.B. in Teilen oder bei lange andauernden Prozessen - im Ganzen sogar. So muss sich diese eine (zuerst Initial-) Kraft finden, die die ursprüngliche Grundordnung, vielleicht vitalisiert durch neue Erkenntnisse, wiederherstellt. Die Initial-Kraft ist sehr wichtig, jedoch nicht bedeutsamer als alles, was durch ihre Wirkung entsteht.
Josef-Viktor Müller zitiert in seinem Buch „Den Geist verwurzeln“ (Band III, über QJBM’s, die Acht Außerordentlichen Gefäße in der Akupunktur) den chinesischen Arzt/Weisen Sun Zi: dass man mit den „Acht Außerordentlichen Meridianen“ wie mit Qi-„Sonderkommandos“ den Krieg gewinnen kann - also: die Pathologie im Körper bezwingen kann - während man mit den regulären Truppen (den 12 Hauptmeridianen) nur einzelne Schlachten schlägt. Wenn man bedenkt, dass zu den QJBM‘s (außer dem Ren-Mai und Du-Mai) eben Punkte der Hauptmeridiane gehören - könnte man hier etwas polemisieren, jedoch wichtig ist der Hauptgedanke, dass die Ursprungskraft – also die Grundordnung – zu adressieren ist, wenn es um schwere, tiefgreifende Pathologien im Körper geht. Durch Stimulation der Punkte der Acht Außerordentlichen Gefäße (Meridiane) können in der Akupunktur sehr gute Erfolge erreicht werden – und zwar bei schweren chronischen Leiden, sowohl körperlich als auch psychisch.
Die Acht Außerordentlichen Gefäße stellen, wie schon oben erwähnt, die Ursprungskraft - den tiefsten Aspekt unseren Wesens - dar, die in unterem Dan Tian (ein etwa Faustgroßer Bereich unter dem Bauchnabel) energetisch verwurzelt ist. Im Zentrum des Dan Tians steht der Akupunkturpunkt Qi Hai (Meer des Qi, Ren6), verbunden mit dem Ming Men (Tor des Lebens/der Vitalität, Du4). Da es die Ursprungskraft ist, bedeutet der Einsatz der QJBMs (auch des Ren6- und auch des Du4-Bereiches) die Rückkehr zu unserem Ursprung. Das Dao De Jing [DDJ], ein Klassiker der alten Chinesischen Schriften, spricht von dem Dao (=das Göttliche, die göttliche Kraft) folgendes aus: „Die Bewegung des Dao ist Rückkehr“. Dies soll hier nicht als Konservatismus im negativen Sinne des menschenfeindlichen Rechtsextremismus verstanden werden, sondern als die Kraft in uns, die unsere wahre Essenz offenbart und zulässt. Die nicht verurteilt, was anders als gewohnt ist, sondern dieses annimmt und akzeptiert.
Die Ursprungsenergie, im chinesischen: Yuan-Energie genannt, wird oft (wie z.B. bei Josef Viktor-Müller im oben zitierten Buch) als Dampf verstanden. Dampf ist ein Erzeugnis der Transformation von festen Substanzen im Körper (Jing/Essenz). Das Ming Men Feuer transformiert körperliche Substanzen zuerst zum Flüssigen und dann zum Dampf, der dann die Körperzellen, und auch den Geist, ernähren kann. Die Essenz (Jing) ist das Wahre, was wir in uns tragen und zulassen soll(t)en (damit es uns gut geht), statt dies zu leugnen oder zu unterdrücken. Damit es zu dieser Transformation kommt, müssen die Meridiane offen und durchlässig sein. Diese Öffnung können wir z.B. mit Akupunktur oder Qigong-Übungen unterstützen. Eben
das Öffnen und nicht das Blockieren fördert das Leben.








